Managing Noise: Problemkind Open Office

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Effektiv gegen Bürolärm: Huddle Rooms und Headsets / Foto: Plantronics

Am Thema Großraumbüro scheiden sich die Geister. Bei Arbeitnehmern oft unbeliebt, schätzen Arbeitgeber sie aufgrund ihres „kosten-effektiven Designs“. Zudem sollen sie – so die Theorie – die Kommunikation der Beschäftigten untereinander und im Schlepptau damit auch Wissenstransfer und Kreativität fördern. Dass diese Rechnung nicht aufgeht, zeigte jüngst eine vielzitierte Harvard-Studie: In der Untersuchung nahmen nach dem Wechsel von Einzel- in Großraumbüros direkte Gespräche unter Kollegen massiv ab, während die Kommunikation über elektronische Kanäle deutlich zunahm. Räumliche Nähe, so eine der Schlussfolgerungen, wird als Kommunikationsverbesserer überschätzt. Großraumbüros tendierten im Gegenteil eher dazu überstimulierend zu sein und erzeugten eine Art Abwehrreflex.

Flucht in ruhigere Gefilde

Ein wesentlicher Faktor, der in der Studie leider nicht vertieft wurde, dürfte dabei die Lautstärke im Großraumbüro sein. Nicht nur fällt eine Unterhaltung bei Bürolärm schwerer, man selbst möchte auch nicht unbedingt für den steigenden Geräuschpegel verantwortlich sein. Den Verdacht, dass Lärm zu Vermeidungsverhalten führt, stützt auch eine aktuelle Studie von Plantronics, in der gut vier von zehn Befragten angaben, ihren Arbeitsplatz regelmäßig zu verlassen und sich an einen ruhigeren Ort zu begeben, wenn es ihnen zu laut wird. Fast ein Drittel der Befragten empfindet dabei Kollegen, die sich vor ihrem Arbeitsplatz unterhalten, oder persönliche Gespräche im Büro als größten Störfaktor. Als störender werden nur laut telefonierende Mitarbeiter wahrgenommen.

Grafik: Plantronics 2018

Konzentrationsprobleme größte Herausforderung

Die Befragung zeigt überdies, dass Bürolärm nicht nur Einfluss auf die Kommunikation hat, sondern auch Konzentration und Produktivität massiv beeinträchtigen kann. So gibt knapp die Hälfte der von Plantronics Befragten an, dass die Störung der Konzentration die Herausforderung für die Arbeit im Großraumbüro ist. Knapp zwei Drittel der Befragten berichten, mehrmals am Tag etwas unternehmen zu müssen, um den Lärm zu reduzieren. Nahezu alle Befragten waren zudem davon überzeugt, in einem leiseren Umfeld produktiver arbeiten zu können.

Grafik: Plantronics 2018

Neben Konzentrationsproblemen der eigenen Mitarbeiter kann sich Lärm im Büro auch ganz konkret auf Kundenbeziehungen auswirken. Zwar befürchtet nur etwa jeder siebzehnte Befragte, dass Lärm am Arbeitsplatz vom Kunden als unprofessionell empfunden werden könnte, demgegenüber berichtet allerdings fast jeder zweite, dass Kunden sich schon mal über den Lärm am anderen Ende der Leitung beschwert hätten.

Unternehmen tun noch zu wenig

In den Führungsetagen scheint das Problem Lärm noch nicht wirklich angekommen zu sein. Zwei Drittel der Befragten jedenfalls geben an, dass ihr Unternehmen noch nichts unternommen hätte, um das Lärmproblem zu lösen. Bleibt oft nur die Selbsthilfe. Neben der Flucht in eine ruhigere Umgebung setzen dabei viele auf Abschottung am Arbeitsplatz: Gut vier von zehn Befragten benutzen Headsets als Mittel gegen den Lärm – sei es, um damit Musik zu hören oder um in Telefonaten die Umgebungsgeräusche mittels Active Noise Cancelling auszublenden. Knapp jeder Zehnte ändert wegen des Bürolärms sogar seine Arbeitsgewohnheiten und meidet die Anwesenheit in Kernzeiten.

Grafik: Plantronics 2018

Und was tun diejenigen Unternehmen, die etwas tun? Neben dem Vergrößern der Sitzentfernung von Mitarbeitern begegnen sie dem Lärm vor allem mit der Möglichkeit, im Homeoffice oder allgemein „remote“ zu arbeiten. In den eigenen Unternehmensräumen sind vor allem das Einrichten kleinerer Besprechungsräume und die Bereitstellung von Headsets Mittel zur Lärmreduzierung. Nur drei Prozent der Unternehmen setzen bislang auf so genannte Soundmasking-Systeme.

Grafik: Plantronics 2018

Die Befragung zeigt: Nicht nur wird das Thema Lärmbelastung von Beschäftigten (im Großraumbüro) als ernst zu nehmendes Problem beschrieben, häufig fehlt es den Unternehmen auch an einer Strategie, dem Problem beizukommen. So lange es diese nicht gibt, dürften Großraumbüros weder zum Unternehmenserfolg noch zur Mitarbeiterzufriedenheit beitragen. Kein Wunder also, dass neun von zehn der in der Studie Befragten lieber in einem traditionelleren Arbeitsumfeld mit separaten Büroräumen arbeiten würden.